#173 So schmeckt Vilnius - Ein kulinarischer Geheimtipp


Boris rogosch im Gespräch mit Denise Wachter über eine genussvolle Reise in Litauens Hauptstadt

Drei Tage, drei Jahreszeiten - es ist April. Und eine Stadt, die mich völlig überrascht hat. Ich war für 72 Stunden in Vilnius, der Hauptstadt Litauens – und ich habe mich regelrecht verliebt. In die Bauten und Gassen der Altstadt, in die Gastfreundschaft, die Atmosphäre in der Stadt, in die Mischung aus Geschichte, Gegenwart und kulinarischer Zukunft. Und vor allem: in das Essen.

Ich bin angereist mit einer groben Vorstellung und vielen Tipps – viele davon von Denise Wachter, die mich nicht nur zur Reise inspiriert, sondern auch ein ganz wunderbares Kochbuch über die Küche von Vilnius und Litauens geschrieben hat. Gemeinsam sprechen wir in dieser Episode über alte Rezepte, wilde Wälder, große Teller und kleine Geschichten – und darüber, warum Vilnius kulinarisch gerade ganz leise ganz groß wird.

Vilnius schmeckt für Denise, die litauische Wurzeln hat, nach Pfifferlingen aus dem Wald, nach saurer Sahne auf Kartoffelklößen, nach fermentierten Stachelbeeren, Rhabarberwein, frischem Roggenbrot – und nach dieser einen Suppe, Šaltibarščiai, die nicht nur pink ist, sondern ein Lebensgefühl. Ich habe mich durch die moderne Szene gegessen, durch alte Klassiker und durch Küchen, in denen junge Chefs gerade ihre kulinarische Handschrift finden und die baltische Küche entwickeln.

Im Nineteen18, im architektonisch wunderschönen Senatoriu Pasazas angesiedelt, hat mich Andrius Kubilius mit puristischem, regionalem Fine Dining überrascht – ohne große Show, dafür mit Tiefe. Im Demo (Demolloftas) erzählt Tadas Eidukevicius hintergründige Geschichten zu jedem Gang des äußerst stimmigen Menüs – aus litauischen Produkten, durch internationale Techniken zum Erlebnis gemacht. Und im Pas Mus, ist Chefin Vita Bartininkaite so etwas wie die Botschafterin litauischer Produkte, gepaart mit internationalen Techniken: Was sie mit Natur, Geduld und Geschmack macht, ist außergewöhnlich. Alle drei Restaurants sind seit 2024 verdientermaßen mit einem Michelin-Stern ausgestattet.

Ich habe aber auch noch weitere spannende Küchen gesucht – und gefunden. Im traditionellen Lokys, wo man zwischen dicken Steinwänden Pilzsuppe, Wildschwein und Kirschwein serviert bekommt. Im puristisch-stylischen Augustin, wo man einen Fokus auf Gemüse hat, schmecken Blumenkohl und Kohlrabi wie kleine Gedichte. Und auf dem Halės Markt, wo zwischen Wurstständen, Eingelegtem, Gemüse und Streetfood-Ständen einfach echtes Leben pulsiert. Dort habe ich nicht nur eingelegte Gurken und fermentierten Kohl probiert, sondern auch Cepelinai gegessen – diese traditionellen, mit Fleisch gefüllten Kartoffelknödel, zu denen saure Sahne und Speck mit Zwiebeln gereicht wird.

Einer meiner liebsten Stopps war Baleboste – ein koscheres Lokal mit Pastrami-Bagels, Lachs, Hummus, gefilte Fisch nach alten Rezepten und mit einer Atmosphäre, die sofort einnimmt. Herzliche Menschen, ehrliche Küche, voller Geschichte. Ich habe dort gegessen, gestaunt, geschwelgt – und ja: Ich habe geglaubt, den besten Bagel meines Lebens hätte ich in New York gegessen. Jetzt bin ich eines Besseren belehrt worden. Und es heißt, der Bagel sei in Vilnius erfunden, zumindest soll er erstmalig in hiesigen Schriften erwähnt worden sein.

Süß wurde es bei Konrado Cukrainė – einer Café-Konditorei mit nostalgischem Flair, Baumkuchen, Mohngebäck, Honigtorte und dem „kalten Hund“, dieser wunderbaren Schokoladen-Keks-Spezialität. Alles dort im besten Sinne handgemacht.

Auch die Bierszene in Litauen ist spannend: In der „Alaus Biblioteka“ – der Bierbibliothek von Vilnius – traf ich den Bierspezialisten Tomas Josas. Bei über 300 Biersorten zeigt sich, wie vielfältig, eigenständig und traditionsreich Litauens Braukultur ist. Ein Ort, an dem Bier nicht nur getrunken, sondern erzählt wird.

Geschlafen habe ich im Hotel Narutis, direkt in der Altstadt. Ein wunderschönes, altes Haus mit modernem Komfort und Blick auf die Dächer von Vilnius – ruhig, stilvoll, perfekt gelegen. Von dort aus war alles in der Altstadt fußläufig: Restaurants, Cafés, Märkte. Und das ist das Schöne an Vilnius – man kann diese Stadt nicht nur erschmecken, sondern auch sehr gut erlaufen.

 

Diese Episode ist mehr als ein Reisebericht. Es ist eine Einladung. Eine Hommage an eine Stadt, die sich nicht laut aufdrängt, aber lange bleibt. Ich glaube, Vilnius ist gerade dabei, sich kulinarisch neu zu erfinden – mit viel Gefühl, mit besonderen Charakteren, mit großem Respekt vor dem, was war. Und vielleicht ist genau jetzt der richtige Moment, um sie zu entdecken – bevor es alle tun.

 

 

Kurzporträt: Vilnius Vilnius ist die Hauptstadt Litauens und mit rund 600.000 Einwohnern das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Die Stadt liegt im Südosten Litauens an den Flüssen Neris und Vilnia, die sich in der Altstadt vereinen. Vilnius ist bekannt für seine außergewöhnlich gut erhaltene Altstadt, in der Baustile wie Gotik, Renaissance, Barock und Klassizismus aufeinandertreffen. Seit 1994 zählt sie zum UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als eine der größten historischen Altstädte Osteuropas. Die Stadt vereint mittelalterliches Flair mit modernen urbanen Impulsen, einer jungen Kreativszene und einer aufstrebenden Gastronomie, die regionale Traditionen neu interpretiert. Ihre multikulturelle Geschichte spiegelt sich bis heute in Architektur, Küche und Stadtbild wider.

 

Diese Reise wurde unterstützt und organisiert von Go Vilnius.


Die pinke Suppe und das Fest in Vilnius

 

Die „pinke Suppe“ – auf Litauisch Šaltibarščiai – ist eine der bekanntesten und beliebtesten Spezialitäten Litauens. Sie gilt nicht nur als klassisches Sommergericht, sondern ist mittlerweile auch ein kulturelles Symbol der Stadt Vilnius. So sehr, dass sie sogar zum Mittelpunkt eines ganzen Festivals geworden ist.

 

Am 31. Mai findet in Vilnius das Pinke Suppe-Fest statt – ein humorvoll inszeniertes Event, bei dem sich die gesamte Stadt in Pink kleidet. Restaurants bieten kreative Variationen der pinken Suppe an, darunter sogar pinkes Suppe-Eis oder ein pinker Latte Macchiato. Straßen, Schaufenster und sogar Menschen erstrahlen in Rosa. Merchandise wie pinke Socken mit Suppenmotiv sind ebenso Teil des Spektakels. Die Stadt hat sich dieses ikonische Gericht als kulinarisches Aushängeschild zu eigen gemacht – mit Erfolg.

 

Ihren Ursprung hat die pinke Suppe in der litauischen Hausmannskost. Vermutlich von den Tataren eingeführt, wurde die klassische kalte Joghurtsuppe mit roter Bete, einem in Litauen tief verwurzelten Gemüse, angereichert. Im Laufe der Zeit entwickelten sich bis zu 30 verschiedene Varianten – mit Kefir, fermentierter Bete, Wildkräutern, Flusskrebsen oder sogar Fleisch. Heute ist die Suppe das ganze Jahr über erhältlich, am beliebtesten aber im Sommer – serviert mit heißen Kartoffeln.


 

Rezept für Šaltibarščiai (Pinke Suppe)

Zutaten (für 4 Personen):

  • 500 g gekochte rote Bete, geraspelt oder klein gewürfelt

  • 1 Liter Kefir (alternativ: Buttermilch oder Naturjoghurt)

  • 200 ml saure Sahne

  • 1 Salatgurke, gewürfelt

  • 4 Frühlingszwiebeln, in feine Ringe geschnitten

  • 1 kleines Bund frischer Dill, fein gehackt

  • 4 gekochte Eier, halbiert oder geviertelt

  • Salz und Pfeffer zum Abschmecken

  • Optional: Zitronensaft oder ein Schuss Essig für mehr Frische

  • Beilage: frisch gekochte, warme Kartoffeln

Zubereitung:

  1. Die gekochte rote Bete fein reiben oder klein schneiden.

  2. In einer großen Schüssel den Kefir mit der sauren Sahne glatt rühren.

  3. Die rote Bete, Gurken, Frühlingszwiebeln und den Dill unterheben.

  4. Mit Salz, Pfeffer und ggf. etwas Zitronensaft oder Essig abschmecken.

  5. Die Suppe gut kühlen – idealerweise einige Stunden im Kühlschrank, damit sich die Aromen verbinden.

  6. Gekochte Eier in die Suppe geben oder beim Servieren auflegen.

  7. Zusammen mit heißen Salzkartoffeln servieren.

 

Diese Suppe vereint das Herz der litauischen Küche – erdig, frisch, cremig, einfach und dennoch raffiniert. Ein Stück Tradition in leuchtendem Pink – und ein Genuss, der auch über Vilnius hinaus immer mehr Fans findet.

 

Weitere Rezepte findest du im Kochbuch "Vilnius" von Denise Wachter.

 


Links zu dieser Podcast-Episode
Denise Snieguole Wachter /Kochbuch VILNIUS: https://www.denisewachter.com

Nineteen18 (Senatorių Pasažas): https://nineteen18.lt/en/


Demo (Demolloftas): https://demoloftas.lt


Pas Mus: https://www.instagram.com/pasmusrestoranas/


Lokys: https://lokys.lt/en/


Augustin: https://augustin.lt/


Halės Markt: http://www.halesturgaviete.lt/


Paupys Markt (Paupio Turgus): https://www.paupioturgus.lt/en/


Baleboste: https://www.instagram.com/baleboste.vilnius/


Konrado Cukrainė: https://www.instagram.com/konrado_cukraine/


Alaus Biblioteka: https://www.alausbiblioteka.lt/


Hotel Narutis: https://www.narutis.com/

 

Go Vilnius: https://www.govilnius.lt/

 

Werbung - Diese Episode wird unterstützt und präsentiert von:

 

Anuga 2025 - The No.1 for Food & Beverage Business:

Der Foodtalker Podcast ist Medienpartner der Anuga 2025, die vom 4.- 8.10.2025 in Köln stattfindet. https://tinyurl.com/anuga2025-foodtalker

 

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